von Roland Scheuber
In meiner Ausbildung hatte ich gelernt, dass die Zukunft den spezialisierten Milch- und Fleischrassen gehöre, nicht aber den Zweinutzungsrassen. Letztere seien in der Zucht benachteiligt, schliesslich sei es - wegen der negativen genetischen Korrelation - schwieriger, auf Milch UND Fleisch zu züchten. Ist dem wirklich so? Warum wird denn von verschiedensten Experten anerkannt, dass Original Braunvieh (OB) in den letzten Jahren einen gewaltigen Zuchtfortschritt erreicht hat? Im Folgenden soll auf diese Frage eingegangen werden.
Gemäss meinen Schulunterlagen zur Tierzucht beeinflussen folgende Parameter den Zuchtfortschritt:
Dies ist gewiss richtig. Doch es ist eine Betrachtung aus biologischer Sichtweise. Den Tierhalter und - Züchter interessiert jedoch das „hinten rechts“. Massgebend ist, dass die Zuchtarbeit dem finanziellen Erfolg dient und diesem nicht etwa im Wege steht. Und dieser finanzielle Aspekt wiederum beeinflusst insbesondere den Parameter Selektionsintensität aber auch das Generationenintervall. Wie denn?
Selektion bedeutet konkret, sich von gewissen Tieren zu trennen. Die massgebende Frage ist, ob der Züchter damit Geld verdient oder verliert. Heutzutage ist es schwierig geworden, Tiere von reinen Milchrassen gewinnbringend zu verkaufen; Stierkälber sowieso, doch auch Rinder und Milchkühe. Wer keinen speziellen Namen hat und durchschnittliches Vieh verkaufen will, legt heutzutage drauf. Und denkt sich dabei „hätte ich damals besser die Mutter mit einem Mastrassenstier besamt“. Und das nächste Mal macht er es. Dieser Weg ist dann der wirtschaftlichere: Die meisten Kühe mit Mastrassenstieren besamen und nur noch von wenigen Nachzucht aufziehen. Doch was ökonomisch richtig scheint ist bei reinen Milchrassen dem Zuchtfortschritt nicht förderlich. Denn am Ende hat man nur noch die Anzahl Rinder, die nötig ist um abgehende Kühe ersetzen zu können. Man kann kaum mehr selektionieren.
Ganz anders sieht es bei der Zweinutzungsrasse OB aus: Als Züchter kann und soll man jedes Tier mit OB belegen. Schliesslich kann man es sich erlauben, alle Tiere aufzuziehen - sie lassen sich immer verkaufen. Mit viel Nachzucht ist man in einer Position der Stärke: Man kann eine „pickelharte“ Selektion umsetzen.
Des Weiteren wird die Selektionsintensität durch die Tatsache unterstützt, dass OB-Kühe fruchtbar sind und uralt werden können - also viele Nachkommen gebären, aus denen die besten zur Aufzucht auserkoren werden können.
Und noch ein Wort zum Generationenintervall: Die gängige Methode, Rinder von Milchrassen mit Maststieren zu besamen verlängert das Generationenintervall. - Es geht mindestens ein Jahr länger, bis überhaupt die nächste zuchtfähige Generation zur Welt kommt. Werden OB-Rinder konsequent mit OB besamt - und leichtkalbrige OB-Stiere gibt es - hat man schneller Nachwuchs zur Zucht.
Aus dieser Betrachtung wird klar: Die Zweinutzung ist nicht eine Behinderung des Zuchtfortschrittes sondern Garant dafür!
Die bovitec ag hilft den Züchtern, für ihre Zweinutzungstiere den besten Absatzmarkt zu finden, um diese möglichst gewinnbringend verkaufen zu können. Damit trägt sie zu einer noch höheren Selektionsintensität und einem kürzeren Generationenintervall bei - und verhilft zu mehr Zuchtfortschritt. Damit unterstützt sie die Ziele der Zuchtverbände und der Züchter.